„Wow, mit so viel Traffic auf unserer Homepage hatten wir gar nicht gerechnet!“. Michael Kirsch zeigt mir die letzte Auswertung für unsere Website. Die Zugriffszahlen für meinen letzten Blogbeitrag sind sensationell hoch. Liegt das nun an der sich weiter zuspitzenden Situation um die Corona Epidemie in Europa? Oder an der scheinbaren Absurdität meines Vergleiches „Quarantäne in der Gesellschaft“ mit „Quarantäne im Unternehmen“?
Zugegeben, die Quarantäne als momentaner Zustand unserer Gesellschaft ist die Antwort auf eine tödliche Bedrohung. Der Vergleich bezog sich auf einen fiktiven Zustand in Unternehmen. Mehr noch, ich habe dabei alle Unternehmen in einen Topf geworfen. Und, um der ganzen Sache noch die Krone aufzusetzen, habe ich eine tödliche Viruserkrankung, für die es keine Therapie und keinen Impfstoff gibt, auf die gleiche Stufe mit einer fiktiven Erkrankung der Unternehmen gestellt. Jetzt reicht’s aber, werden manche gedacht haben. Und sie haben recht.
An dieser Stelle klipp und klar: Mehr als jemals zuvor brauchen wir eine Quarantäne, um uns gegen die Epidemie zu wehren, sie hinauszuzögern und Schlimmeres zu verhindern. Die Aussagen der Politiker und Mediziner sind hier eindeutig und klar: seid vernünftig, übt Verzicht und passt euren Lebenswandel an die gerade herrschenden äußeren Bedingungen in unserem Lande an. Mehr noch: „Es gehe um den Schutz älterer Menschen und von Menschen mit Vorerkrankungen. Da ist unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz füreinander schon auf die Probe gestellt, eine Probe, von der ich mir wünsche, dass wir diese Probe auch bestehen“, sagte Kanzlerin Merkel auf einer Pressekonferenz. Recht hat sie.
„Ausgerechnet unsere Politiker, die Vielgescholtenen, appellieren an unseren Sinn“
Und ich bin wirklich fasziniert: Ausgerechnet unsere Politiker, die Vielgescholtenen, appellieren an unseren Sinn. „Eine Vision und Mission wird erst dann zum Purpose (Sinn), wenn sie einen Gemeinschaftsbezug hat“, sagt Professor Timo Meynhardt, Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung an der HHL Leipzig im „Harvard Business Manager“ vom Februar. So gesehen machen es viele Politiker jetzt richtig: Sie appellieren an unser individuelles Streben nach Sinn. Mein Streben (Mission) wird erst zum Sinn (Purpose), wenn er einen Gemeinschaftsbezug hat. Und das ist der Schutz meiner Mitmenschen.
Zurück zum Unternehmen: Ist es denn so schwierig, endlich zu erkennen, dass jeder Mensch – im Unternehmen oft „Mitarbeitende“ genannt – danach strebt, mit Sinn zu arbeiten und sich am Sinn des Unternehmens auszurichten? Ist es denn so schwierig, in Zeiten komplexer Netzwerkdynamik in Gesellschaft und Wirtschaft loszulassen von starren, unbrauchbaren Machtstrukturen? Um endlich auf die eigene Verantwortung jedes Einzelnen zu bauen? Ist es denn so schwierig, allen Menschen – einschließlich Geschäftsleitung -, Führungspersonen und Mitarbeitenden einen gemeinsamen Sinn zu geben, um Eigenverantwortung zum Leben zu erwecken? Können wir nicht einfach die Quarantäne, diese künstliche Isolierung von Menschen zum Selbstzweck des Machterhalts, aufheben, indem wir im Unternehmen den Sinn erkennen, diskutieren und leben?
„Hebt die Quarantäne auf!“
In der Mitte unserer Gesellschaft erleben wir gerade ein Beispiel von „Führung mit Sinn“. Zugegeben: Ein Virus gibt die Dramaturgie vor. Aber welcher Leader sucht sich schon seine Herausforderungen aus? Ich finde, es ist Zeit, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Ich bleibe dabei: Hebt die Quarantäne auf. Gebt euren Unternehmen einen Sinn. Gebt den Menschen Freiheit und Verantwortung für ihre Arbeit zurück!