Die Krise hat die Wirtschaft schwer getroffen. Das belegen die volkswirtschaftlichen Kennzahlen. Unternehmen, die noch Anfang März kerngesund waren, schleppen sich am Stock dahin. Was sie noch aufrecht hält, sind Infusionen namens Corona-Soforthilfe und Pillen in Form günstiger Kredite. Und die Hoffnung auf eine Therapie, die nicht nur die Symptome lindert, sondern die Krankheit heilt.
Was mich auf den Vergleich mit einem Arztbesuch bringt. Der beginnt mit einer Menge Fragen. Der erfahrene Doktor verkneift sich selbst bei eindeutigen Symptomen die schnelle Diagnose. Er beginnt mit der Anamnese. Gab es Vorerkrankungen? Waren Familienangehörige an Ähnlichem erkrankt? Zigaretten? Alkohol? Ernährung? Dann erst misst er Blutdruck und Puls, tastet ab, horcht in den Körper hinein. Jetzt hat er eigentlich schon einen guten Überblick. Welche Werte sind unverdächtig, welche liegen außerhalb der Norm? Mit wenig Aufwand bekommt er viele Informationen.
Nicht anders sollten wir im Unternehmen handeln. Vor den Therapiemaßnahmen sollten wir uns Zeit für die Anamnese nehmen. Und davon desto mehr, je schwerer der Betrieb bereits leidet. Die Selbstbefragung muss nicht im Sitzen stattfinden. Im Gegenteil, sie erfordert richtig Arbeit. Mit vier in der Arztpraxis abgeschauten ersten Schritten beschreiten Sie den Weg zu Heilung.
- Nachfragen: Mobilisieren Sie Ihren Vertrieb und schicken Sie alle verfügbaren Leute zum Kunden. Stehen dort schon wieder LKW auf dem Hof? Wie lang ist die Besucherliste an der Rezeption? Wie voll ist der Parkplatz? In persönlichen Gesprächen pflegen Sie dann die Beziehung, schaffen ein Gefühl der gemeinsamen Bewältigung der Situation. Und erfahren vor Ort ganz nebenbei, was tatsächlich läuft. Pulsmessen statt Vermutungen.
- Messen: Auch zuhause sollten jetzt Blutdruck und Temperatur gemessen statt geschätzt werden. Sie brauchen jetzt Kennzahlen, die etwas über den heutigen Zustand ihres Unternehmens aussagen, über die tatsächlichen Prozesse und deren Intensität. Wir nennen das Objective Key Results (OKR). Ihre alten KPI (Key Performace Indikator) werfen Sie über Bord. Wunschvorstellungen von Ergebnissen, die Sie aus der Vergangenheit abgeleitet haben, nützen in der radikal veränderten Situation nichts.
- Analysieren: Wie hat sich die in der Krise gewachsene Kultur der Zusammenarbeit bewährt? Haben sich die Mitarbeitenden an das Homeoffice gewöhnt? Wo und warum konnten unter den nicht-kontrollierbaren, dezentralen Strukturen welche Ergebnisse erzielt werden? Und wo nicht? Ist die Vertrauenskultur womöglich gewachsen? Haben sich womöglich neue informelle, dafür aber effektivere Strukturen herausgebildet? Weil sie einfach mehr Sinn machen als die formale Struktur im Organigramm? Unterstützen Sie das spontan gewachsene New Work. Unterstützen Sie die Teamarbeit und trainieren Sie schnelle und auf die Situation angepasste Entscheidungsprozesse. Wir nennen das agil. In einer hoch-dynamischen, komplexen Welt hat nur Erfolg, wer mit schnellen Rückkopplungsschleifen (Iterationen) arbeitet. Dienstwege und Hierarchien stehen dem im Weg.
- Aktiv werden: Was funktioniert, muss man stärken. Auch wenn noch andere Beschwerden drücken. Beispiel: Lassen Sie die Arbeitszeitmodelle den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und denen Ihres Unternehmens an. So verstetigen Sie die positive Erfahrung, die viele Heimarbeitende in der Kombination von persönlicher Freiheit und Verantwortung gemacht haben. Trotz Home-Schooling und Telefonaten des Partners haben viele die Konzentration gehalten – und hervorragende Ergebnisse erzielt. Wie effizient wird dieses Arbeiten erst sein, wenn Schulen und Kitas wieder normal öffnen?
Wir bei Proceed sind keine Wunderheiler. Aber wir sind erfahren in Anamnese und Therapie. Kommen Sie in unsere Sprechstunde.