Die richtigen Technologien sind der Schlüsselfaktor für Ihren unternehmerischen Erfolg, so tönt es aus den Marketingkanälen. Und entsprechend groß ist das Angebot an Software und Digital-Architekturen. Hört man sich in Unternehmen um, werden die Töne schon moderater. Manche Abläufe funktionierten jetzt besser, heißt es dort. Doch der erhoffte Mehrwert, wie etwa Arbeitserleichterung bei höherer Flexibilität und Geschwindigkeit, bleibe aus. Offenbar ist Technologie bei der Transformation zum anpassungsfähigen, agilen Unternehmen notwendig aber nicht hinreichend.
„Arbeitskultur wird wichtiger als Fachwissen und Infrastruktur“
Wieder einmal ist es der Mensch, der über den Erfolg einer Technologie entscheidet. Technologie ist im Kontext der Digitalisierung ein Teilaspekt der Transformation, die auch Mitarbeiter, deren Können, und vor allem deren Bereitschaft zur Erneuerung umfassen muss. Da haben wir es wieder! Am Ende sollen die Mitarbeiter es wieder richten. Die Mitarbeiter an der Maschine, die Führungspersonen der mittleren Führungsebene, also diejenigen, die die Arbeit machen. Wenn sie sich diesen Technologien verweigern, läuft die beste technologische Innovation ins Leere. Sie sind es, die Programme und vernetzte Maschinen bedienen. Sie sind es, die am Ende substanziellen Mehrwert schaffen. Und sie fordern vor allem eines: Wer die Konnektivität Mensch – Maschine – Mensch ins Auge fasst, sollte auch die Optimierung der Zusammenarbeit parallel zur technischen Erneuerung anstoßen. Es geht um eine neue Arbeitskultur. Sie wird wichtiger als Fachwissen und Infrastruktur, den üblichen Stellschrauben der Weiterentwicklung in schwierigen Zeiten. Anders gesagt: Digitale Transformationen können notwendige Veränderungen in Unternehmen katalysieren; doch die kulturelle Transformation muss genauso ernsthaft angegangen werden, wie die technologische.
„Sinn ist immer mehr Berufstätigen wichtiger als Gehalt.“
Also noch ein Kommunikations-Seminar? Ich fürchte, das greift zu kurz. Wo Menschen zusammenarbeiten, müssen sie wissen, woran sie arbeiten. „Ich möchte endlich einen Job machen, der sinnvoll ist.“ Dieser Satz begegnet mir in letzter Zeit sehr häufig. Sinn ist immer mehr Berufstätigen wichtiger als Gehalt, Benefits oder die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Sie trauen sich offen zu fragen: „Was mache ich hier eigentlich und ist es das Richtige?“ Wer sie mit neuer Technik zwingt, vertraute Abläufe und Gewohnheiten umzustellen, ohne auch nur ansatzweise eine Antwort auf die Sinnfrage zu geben, produziert Abwehr. Obwohl gerade jetzt Mitdenken und Engagement gefordert wäre.
Es lohnt sich, die Einführung digitaler Technik zu nutzen, um das interne Miteinander auf feste Füße zu stellen. Geschieht das von Grund auf, dann schließt das die Frage nach dem Sinn des Ganzen und nach den gemeinsamen Werten ein. Erst wenn das geklärt ist, können Teams entscheiden, wie sie Prozesse organisieren. Ob und mit welchen agilen Methoden sie arbeiten möchten. Wie Führung gestaltet und verteilt wird. Kurz: Das Unternehmen gibt sich von innen heraus genau die Organisationsform, die es braucht, um auf immer unvorhersagbareren Märkten effektiv und anpassungsfähig zu bestehen. Umso besser, wenn digitale Tools das leichter machen. Sinn-orientierte Mitarbeiter werden die neuen Werkzeuge gerne testen und einsetzen. Weil sie wissen, wozu.