Die Pandemie bedeutet einen Stresstest für die gesamte Wirtschaft. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich zeigen, welche Unternehmen nicht nur standhalten, sondern die unerwartete Situation für Wachstum nutzen. Welchen es gelingt, vom Krisenmanagement nahtlos in die strategische Neuausrichtung zu wechseln.
Es muss keinen Spagat bedeuten, einerseits auf die Solidität des Unternehmens zu fokussieren, und andererseits die Anpassungsfähigkeit an gewandelte und sich immer schneller wandelnde Rahmenbedingungen zu trainieren.
Mancher Betrieb mag sich völlig neu erfinden müssen. Die meisten gewinnen bereits, wenn sie ohnehin anstehende Herausforderungen, wie etwa die zunehmende Digitalisierung von Produktion und Ablaufprozessen, in Angriff nehmen. Da ist im Boom der letzte Jahre vieles vertagt worden .
„Home-Office erleichtert den Abschied von festen Arbeitszeiten, Präsenzkultur und Top-down-Führungsverständnis„
Organisationen, in denen die stabilen und die flexiblen Elemente optimal zusammenwirken, heißen agil. Agilität beschreibt die Fähigkeit, ad hoc auf neue Situationen angemessen zu reagieren, ohne dabei die angestrebten Unternehmensziele aus dem Auge zu verlieren. In diesem Zusammenhang reden wir von selbstorganisierten Teams, in denen die Beschäftigten ihre Aufgaben miteinander definieren und selbstständig erledigen.
Eine derartige Arbeitsweise funktioniert vor allem dann gut, wenn sich die Führungskräfte zurückziehen und das Team selbstständig in Abstimmung agieren kann. Dies bedeutet den Abschied von starren Strukturen wie etwa festen Arbeitszeiten, einer Präsenzkultur oder einem Top-down-Führungsverständnis. Nach zehn Wochen Home-Office klingt das weniger bedrohlich als vorher. Aus dem Stand handelten Zehntausende Beschäftigte flexibler, verantwortlicher und selbstbestimmter als bisher.
Die Lockerung der Corona-Einschränkungen bietet nun Gelegenheit zur Zwischenbilanz: Womit haben wir gute Erfahrungen gesammelt, wo hat es gehakt? Zu welchen altbewährten Abläufen kehren wir gerne zurück? Was hat sich als entbehrlich erwiesen?
„Es ist wichtig, die Perspektive der Beschäftigten aktiv einzubeziehen“
Eigenständige Arbeitsorganisation bedeutet, es den Beschäftigten zu überlassen, die neuen, flexiblen Rahmenbedingungen mit Leben zu füllen. Es ist wichtig, etwa bei der Einführung von Home-Office oder der der virtuellen Zusammenarbeit, die Perspektive der Beschäftigten aktiv einzubeziehen. Zum Beispiel im Zuge einer Mitarbeiterbefragung.
Für diese Bestandsaufnahme drängen sich natürlich Fragen zu den Arbeitszeiten und mobiler Arbeitsorganisation auf. Die Antworten liefern Hinweise auf organisatorisch notwendige Anpassungen. Gleichzeitig bietet die Befragung einen Überblick darüber, wie unterschiedlich die Beschäftigten möglicherweise ticken. Manche mögen sich nach fixen Strukturen und Präsenz am Arbeitsplatz zurücksehnen. Andere werden flexible Arbeitsformen bevorzugen. Was tun mit solchen Widersprüchen? Sie lösen sich auf, wenn Sie sich von der Vorstellung lösen, dass alle Beschäftigten im Unternehmen einem einheitlichen Arbeitszeitmodell folgen müssen.
„Neue Geschäftsfelder zu erschließen, trouble shooting nah am Kunden oder Bereitschaftsdienste erfordern flexible Arbeitsmodelle“
Wo es weiterhin darauf ankommt, die Dinge am Laufen zu halten und für Stabilität und eine kontinuierliche Qualität zu sorgen, empfiehlt sich eine standardisierte Arbeitsweise notwendig. Wo aber Mitarbeiter die Dinge in Gang bringen, indem sie neue Geschäftsfelder erschließen, wo sie trouble shooting nah am Kunden übernehmen oder Bereitschaftsdienste leisten, gilt es, flexible Arbeitsmodelle einzurichten.
Unternehmen, die beides gleichzeitig gut können und diese Fähigkeiten immer wieder neu aufeinander abstimmen, sind erfolgreich. Es empfiehlt sich eine Umsetzung mit Bedacht. Die zeitliche und räumliche Flexibilisierung der Arbeit hat schließlich Wirkung auf die unternehmensinterne Kommunikation, auf die Ablauforganisation und auf die IT-Sicherheit. Und weil nicht jeder alle Instrumente des neuen Arbeitens beherrscht, muss virtuelle Zusammenarbeit und moderne Arbeitsorganisation gelernt und trainiert werden. Auch gesetzliche Regelungen und mitbestimmungspflichtige Aspekte sprechen gegen Hauruck-Aktionen.
Wie erleben Sie den derzeitigen Stresstest? Und wo zeichnen sich bereits Lösungen ab, die aus einem kreativen Umgang mit den Einschränkungen der Corona-Krise entstanden sind? Lassen Sie uns darüber sprechen, wie Sie dieses Moment erhalten und verstärken können.