Seit rund 18 Jahren berate ich jetzt Familienunternehmer, wie sie Krisen- und Stresssituationen am besten bewältigen. Und so erlebe dieser Tage ein Déjà-vu nach dem anderen. Über Nacht hat uns alle rund um den Globus eine nie da gewesenen Veränderung erfasst. Bislang nachrangige Themen wie Home-Office oder die Gesundheit der Beschäftigten sind plötzlich ganz wichtig.
Wenn Strukturen auf- und wegbrechen müssen wir unser tägliches Tun neu bewerten und uns anpassen. So boomen social distancing und New Work gleichzeitig. Aber immer wieder werde ich auch nach schnellen Lösungen gefragt. Der Betrieb soll am Laufen gehalten werden, um und an alte Routinen anknüpfen zu können. Ich staune, dass so genannte Experten dieses allzu menschliche Bedürfnis befriedigen und auf komplexe Fragestellungen einfache Antworten bereithalten. Obwohl krisenerprobte Menschen wissen: Kurzfristiges Troubleshooting bringt nur eine vorübergehende Entlastung. „Das ist eine Langstrecke, bei der uns nicht zu früh die Kraft und die Luft ausgehen dürfen“, sagte die Kanzlerin kürzlich in einer Regierungserklärung. Es sollte uns also dämmern, dass die Anpassungen nachhaltig sein sollten.
„Die Auswirkungen der Pandemie sind ebenso unausweichlich wie der digitale Fortschritt“
Das im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung vielbeschworene agile Unternehmen bekommt damit neue Bedeutung. Agil bedeutet ja nichts anderes als eine positive Einstellung zu den Veränderungen, die durch den technologischen Fortschritt getrieben werden. Und die Bereitschaft, flexibel darauf zu reagieren. Es sieht so aus, dass die Auswirkungen der Pandemie ebenso unausweichlich sind wie der digitale Fortschritt. Beides erfordert Anpassungen unserer Arbeits- und Lebensweise ebenso wie ein modernes Führungsverständnis.
Doch je länger wir Routinen gefolgt sind, desto größer die Herausforderung, uns auf andere Gegebenheiten einzustellen. Wir haben Anpassungsfähigkeit weitgehend verlernt und zu wenig trainiert. Starre Strukturen, wie etwa fixe Arbeitszeiten und eine ausgeprägte Präsenzkultur, haben uns einrosten lassen. Auch diesen Aspekt hat Angela Merkel angesprochen: „Jeder Einzelne von uns hat sein Leben den neuen Bedingungen anpassen müssen, privat wie beruflich. Jeder von uns kann berichten, was ihm oder ihr besonders fehlt, besonders schwerfällt.“
„Die aktuelle Situation hält uns den Spiegel vor“
Die aktuelle Situation hält uns also den Spiegel vor. Sie zeigt uns, wie gut wir mit Veränderungen umgehen können, wie ausgeprägt unsere agile Haltung ist. Wie im Märchen können wir den Spiegel fragen:
- Stelle ich mich den Unwägbarkeiten, meinen Ängsten und Sorgen?
- Erkenne ich die Chancen, die die Veränderungen mit sich bringen?
- Suche ich nach kreativen Lösungen?
- Bin ich bereit, neue Wege einzuschlagen?
Der aktuelle Lockdown lehrt uns, dass vieles, was wir kürzlich noch für undenkbar hielten, gleichwohl praktikabel ist: vom Arbeiten im HomeOffice über eine reduzierte Mobilität und weitgehend virtuelle Zusammenarbeit bis hin zu distance learning in Schulen und an Universitäten. Wofür lassen sich diese Entwicklungen künftig sinnvoll nutzen?
Als Führungsperson im Unternehmen – aber auch persönlich – können wir uns fragen:
- Welche zukunftsweisenden Veränderungen lassen sich gerade jetzt vorantreiben?
- Was sind die Leitlinien meines Handelns?
- Worauf beziehe ich mich in einer Zeit, in der Zukunftspläne dem Blick in die Glaskugel gleichkommen?
„Wer das große Bild in den Blick nimmt, kann sich selbst darin verorten“
Es ist klug, sich für die Antworten eine Auszeit zu nehmen und auf Distanz zum Alltag zu gehen. Wer das große Bild in den Blick nimmt, kann sich selbst darin verorten und kommt so zu stimmigen, Richtung weisenden Entscheidungen. Und zwar über den heutigen Tag hinaus.
Noch klüger ist derjenige, der sich hierfür kompetente Unterstützung sucht. Ein Gegenüber, das im Perspektivwechsel und in der Reflexion geübt ist, eröffnet neue Horizonte und ermutigt zu innovativen Lösungsansätzen. Und es hilft dabei, sich zu fokussieren, verfügbare Ressourcen zu mobilisieren und alle Beteiligten sinnvoll einzubinden.
Wenn Sie Ihren guten Ideen nicht nur auf die Spur kommen, sondern sie auch umsetzen möchten, schreiben Sie mir eine Mail ure@proceed.gmbh – ein Gespräch lohnt sich immer!