Werte bestimmen Bedürfnisse und intrinsische Motivation von Menschen. Die Zukunft der Arbeit wird damit wesentlich von der Fähigkeit bestimmt, diesen Werten in einer neuen Arbeitswelt einen Sinn-vollen Raum zu geben.Organisationen müssen ihre jeweils eigene, die menschlichen Grundbedürfnisse berücksichtigende Arbeitswelt entwickeln.
Generationswechsel, Digitalisierung und steigende Anforderungen an Flexibilität und Innovationskraft sind Herausforderungen, die Unternehmen nur gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden meistern können. Die Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen scheint Grundvoraussetzung dafür zu sein. Ob integrierte Basketballplätze, wie sie Axa in Hamburg anbietet, mehr bewirken als schon fast zum Standard gehörende Tischtennisplatten oder Tischkicker, möchte ich weder beurteilen noch in Frage stellen. Auf jeden Fall geht es bei neuen Arbeitswelten um mehr, als nur Spaß und Entspannung zu bieten.
Eine neue Arbeitswelt muss das Verhältnis zwischen Menschen und ihrer Arbeit ganz neu ordnen. Das verunsichert oft genauso wie es fasziniert. Doch eines sollte uns allen klar sein: Was und wie wir in den kommenden Jahren arbeiten werden, bestimmen wir durch unser aktives Gestalten ebenso positiv wie wir es durch aktives Wegschauen negativ beeinflussen. Ich jedenfalls bin davon überzeigt, dass wir nur dann glücklich und erfolgreich mit und in dieser neuen Arbeitswelt sein werden, wenn wir sie mitgestalten und uns in ihr neu definieren. Dann bringt die neue Arbeitswelt jedem Einzelnen und der gesamten Organisationen mehr Chancen als je zuvor. Vorausgesetzt, wir meistern den Spagat zwischen Produktivität und Selbstverwirklichung, zwischen Herausforderung und Überforderung.
Digitalisierung schluckt Routinearbeit
Das Verhältnis Mensch - Arbeit lässt sich gegenwärtig vor dem Hintergrund einer gesellschaftlichen und industriellen Neuordnung so wenig klar definieren, wie das im Vorfeld der ersten, zweiten oder dritten industriellen Revolution möglich war. Projektionen künftiger Arbeitsmodelle gehen von weitgehender Digitalisierung mit geringstmöglichem Personal-Einsatz aus. Massenproduktion weicht intelligenten Wissensverarbeitung. Klassische Wissensarbeit wird bereits heute in andere Länder mit niedrigeren Löhnen verlagert. Weisungsgebundene Arbeiten, bei denen nicht selbst gedacht und schon gar nicht kreativ agiert wird, schluckt die Digitalisierung.
Unternehmen können sich wie die gesamte Gesellschaft nur behaupten, wenn sie ein nach gegenwärtigem Wissen nicht digitalisierbares Gut fördern und halten können: die menschliche Kreativität. In Betrieben mit vorwiegend effizienzgetriebener Massenproduktion stört diese Qualität der Arbeit. Wegbrechende Massenmärkte führen nur bei einigen zu einem Umdenken. Noch immer besteht die häufigste Reaktion in einem reflexhaften, einseitig kostenreduzierenden Effizienzdenken.
Die Transformation in eine flexiblere Organisation, die ihre Chancen in Veränderung, Erneuerung durch Anpassung oder Neuorientierung und Wachstum in neuen Märkten sieht, erscheint vielen zu aufwändig. Schließlich fordert sie Veränderung bei allen - von Inhabern und Geschäftsführern ebenso, wie von Führungspersonen und Mitarbeitenden. Oft besteht zwar schon der dringende Wunsch nach Veränderung und die Suche nach dem Schlüssel zum „Raum der Veränderung“ hat begonnen. Doch häufig fehlt noch der Mut zur Veränderung. So lange der Handlungsdruck beherrschbar erscheint, werden nach dem Motto „Mehr vom alten“ bekannte, weniger komplexe Optionen bevorzugt.
Die Guten gehen
Folge ist eine Spirale, die sich immer schneller dreht. Der ersten Veränderung folgen weitere - in immer kürzeren Abständen. Instrumente, die die Mitarbeiter motivieren sollen, üben eher Zwang, Kontrolle und Druck aus. Gesellschaftliche Veränderungen, demographischer Wandel und der Fachkräftemangel sorgen dann dafür, dass nicht nur die Generationen Y und Z ihr Glück woanders suchen. Mit fatalen Folgen.
Weil die kreativen Potentiale sich als erste umorientieren, fehlen sie bei der Lösung dringender und vielschichtiger Herausforderungen im Unternehmen. Unfassbar schnell wachsende Informationsmengen warten darauf, produktiv zu werden. Es braucht die kreativen Könner, um bei knapper werdenden Ressourcen smartere Lösungen zu finden.

Der Sinn ihres Tuns weist Mitarbeitern die Richung. Wer das Warum und Wozu seiner Arbeit nicht versteht, resigniert oder geht.
Und noch etwas ist neu: Die Nutzung digitaler Technologien mit einer Vielzahl von heute noch weitgehend unbekannten Möglichkeiten erfordert das Wissen der Vielen. Auch dies ist eine Ressource besonderer Art. Dieses Wissen wächst und verbindet sich nur in kollaborativ denkenden Unternehmen ohne Ausbeutung. Die weltweite Vernetzung formt eine Arbeitswelt von morgen, die sich fundamental von der heutigen unterscheiden wird. Die Wunschmitarbeiter von morgen zeichnen sich durch Kreativität, Empathie, ganzheitliches Denken aus – egal ob als Angestellte oder Freelancer. Und gerade sie stellen mehr denn je die Sinn-Frage: Warum und wozu arbeiten wir hier? Und was ist mein Teil dazu? Wird sie nicht beantwortet, suchen sie in anderen Unternehmen weiter. Wer sein Wissen im Dienst eines größeren Ganzen mit anderen teilen möchte, muss sich zunächst einmal sehr viel stärker damit auseinandersetzen, was er tut, und in welchem Sinn-Zusammenhang dies zum eigenen Wohl und zum Wohle der Gesellschaft beiträgt. Unternehmen, die es verstehen, die Kategorie „Sinn“ in ihrem Unternehmen zu etablieren, wirken wie ein Sog auf Arbeitskräfte, die Sinn in ihrem Tun finden möchten und ihre Energie und Kreativität einer sinnorientierten Unternehmung widmen wollen. Die durch einen tieferliegenden Sinn hervorgerufene intrinsische Motivation führt wiederum zu einer höheren Potentialentfaltung, einem zentralen Baustein für individuelle und gemeinschaftliche Leistungsfähigkeit.
Können Sie die Sinn-Frage beantworten? Kommen Sie mit den neuen, fordernden Mitarbeitern ins Gespräch? Lassen Sie uns darüber sprechen!